VOCC Jahresrückblick 2022

21/12/2022

VOCC Jahresrückblick 2022: Unsere Top 5

In 2022 berichteten wir im Rahmen des Services von VOICE über 164 Neuigkeiten (im Durchschnitt ca. 14 News/Monat) aus dem Software- und Cloudmarkt. Darüber hinaus wurden 21 Fokusthemen in den jeweils am letzten Freitag des Monats stattfindenden virtuellen Sessions vertieft. Die fünf Top-Themen des Jahres haben wir in diesem Blogbeitrag für Sie komprimiert zusammengefasst.

1) Preiserhöhungen: Adobe, IBM, Microsoft, Oracle und VMware erhöhen Ihre Preise um bis zu 24%

Die gesamtwirtschaftlichen Preissteigerungen haben auch die Softwarehersteller zum Anlass genommen und teilweise deutliche Preisanpassungen für Softwarelizenzen, -miete und -wartung angekündigt. Angefangen bei SAP und Adobe, die die Preise für ihre Cloud Nutzungsrechte erhöhten, nahmen auch SAP eine Preisanpassung für Wartung und VMware für Neulizenzen und Support vor. In der zweiten Jahreshälfte wurden die Preissteigerungen nochmals durch den ungünstigen Euro-/Dollar-Wechselkurs verstärkt. IBM revidierte seine ursprüngliche Preiserhöhung von 8% auf bis zu 24%, Oracle erhöht die Wartung ab 2023 um 8% und auch Microsoft passt die Preise für SQL Server 2022 an. Unternehmen sollten jeweils zunächst prüfen, ob die Ankündigungen für ihren Vertrag zutreffen und ob die vertraglich vereinbarten Ankündigungsfristen eingehalten wurden. 

2) Russland: Die großen Softwareanbieter stellen mehrheitlich Ihre Geschäfte in Russland ein

Als Folge der Sanktionen gegen Russland haben die großen Softwareanbieter ihr Geschäft in Russland weitestgehend eingestellt. Dies umfasst den Verkauf von Neulizenzen, die Bereitstellung von Cloud Services sowie teilweise auch das Erbringen von Software-Supportleistungen. Dies stellt Unternehmen in Russland beim Aufrechterhalten ihrer Geschäftigkeit vor zum Teil große Herausforderungen. Multinationale Konzerne mit Hauptsitz außerhalb von Russland, deren Tochtergesellschaften in Russland nicht von den Sanktionen betroffen sind, sollten sich mit Softwareherstellern – sofern noch nicht geschehen – über das (verbliebende) Leistungsangebot zu verständigen und ggf. auch eine Anpassung der Konditionen an den reduzierten Leistungsumfang in den Verträgen vornehmen.

3) M&A-Aktivitäten: Broadcom kauft VMware

Im Mai einigten sich Broadcom und VMware auf eine Übernahme zu einem Kaufpreis von rund 61 Mrd. US-Dollar. Broadcom plant das Softwareportfolio zukünftig unter der Marke VMware zu vertreiben. VMware reiht sich dabei in prominente Gesellschaft ein. Mit CA Technologies (2018) und Symantec (2019) hat Broadcom bereits in der Vergangenheit größere Softwareanbieter übernommen. In Folge von Übernahmen ist immer wieder zu beobachten, dass Anbieter Ihre Preis- und Lizenzmodelle zu Ungunsten der Nutzer ändern. Ferner setzen Anbieter verstärkt Auditierungen ein, um bessere Transparenz über Vertragsbestand und Nutzung zu erlangen und die kurzfristigen Umsatzerlöse zu steigern. Die Übernahme von VMware durch Broadcom steht noch unter Vorbehalt der Kartellbehörden. Unternehmen, die VMware Produkte einsetzen, sollten sich aber jetzt bereits ihre Vertragssituation genau ansehen und mögliche Optionen durchspielen.

4) Microsoft Product Terms Änderungen: Microsoft ändert Lizenzbedingungen für Windows Server und Virtual Desktop Access

Microsoft sah sich im Laufe des Jahres mit einer zunehmenden Kritik konfrontiert, dass die existierenden Lizenzbedingungen den Einsatz von Microsoft Lizenzen in Cloud-Umgebungen von Drittanbietern behindern. Als Reaktion ergänzte Microsoft seine Product Terms um den Virtual Flexibilization Benefit, der einen Einsatz von Microsoft Lizenzen nun auch in öffentlichen Cloudumgebungen von sogenannten Authorized Outsourcern (inkludiert nicht Azure, AWS, Google Cloud, Alibaba und Authorized Mobility Partner) gestattet. In diesem Zusammenhang wurde zwei weitere Anpassungen in den Product Terms vorgenommen, die auch für On-Premise Installation von Bedeutung sind. Für Windows Server ist jetzt eine Lizenzierung nach virtueller Kapazität auf Basis von Cores verfügbar. Für den Zugriff auf virtuelle Desktopumgebungen entfällt für Nutzer, die mit M365 F3/E3/E5 lizenziert sind, die Verpflichtung zum Erwerb einer zusätzlichen VDA Lizenz bzw. VDA Add-ons, auch wenn das Gerät über keine Lizenz für ein qualifizierendes Betriebssystem verfügt. Microsoft Kunden sollten prüfen, inwiefern sie sich diese Änderungen zu Nutzen machen können, um ihre Lizenzkosten zu reduzieren.

5) Indirekte Nutzung: SAP verlängert Digital Access Adoption Programm bis auf weiteres

In 2018 hat die SAP ein neues Lizenzmodell für die indirekte Nutzung eingeführt. Das Lizenzmodell auf Basis von Dokumenten soll die indirekte Nutzung messbar machen, ändert aber nichts an der grundsätzlichen Umstrittenheit der indirekten Nutzung. In 2019 hatte die SAP ein Rabattprogramm (Digital Access Adoption Programm – kurz DAAP) aufgesetzt, um die Umstellung für bestehende Kunden preislich attraktiv zu gestalten. Seitdem wurde das DAAP bereits zweimal mit zeitlicher Limitierung verlängert. Im November folgte die dritte Verlängerung auf unbestimmte Zeit. Die SAP verfolgt hier offensichtlich die Strategie über eine hohe initiale Rabattierung die Anerkennung der Lizenzpflicht für die indirekte Nutzung in den jeweiligen Kundenverträgen zu manifestieren und über die zukünftigen Wartungs- bzw. Mietzahlungen zusätzlichen Umsatz zu genieren. Für alle Unternehmen, die ihre Verträge noch nicht auf S/4HANA umgestellt haben, werden sich daher in 2023 auch mit der Fragestellung zur Digital Access Lizenzierung auseinandersetzen müssen.

Über das Vendor Observer Competence Center (VOCC):

Das Vendor Oberserver Competence Center (VOCC) ist die „Trusted Community“ von VOICE e.V. für IT-Verantwortliche, Vendor Manager, IT-Einkäufer und Lizenz-/ Vertragsmanager, die in Sachen Lizenzierung von Software und Cloud Services auf dem aktuellen Stand bleiben und sich mit Gleichgesinnten regelmäßig austauschen wollen.

 

Weitere Informationen & kostenlose Probeteilnahme:

Wenn Sie neugierig geworden sind, finden Sie weitere Informationen zum Service auf der Website von VOICE.

Im Übrigen besteht jederzeit die Möglichkeit einer kostenlose Probeteilnahme. Die Kontaktdaten finden Sie auf der Website von VOICE oder sprechen Sie uns gerne direkt an. Wir würden uns freuen, Sie als Teilnehmer:innen im Rahmen des VOCC begrüßen zu dürfen.

Verfasser:innen: Stephanie Riesebeck & Felix Baran