Beschaffung von Microsoft Online Services in China

19/08/2022

Beschaffung von Microsoft Online Services in China

Die Volksrepublik China gilt gemeinläufig (neben Sonderfällen wie Nordkorea) als das digital am stärksten regulierte Land der Welt. Die Great Firewall of China und Gesetze, wie das Personal Information Protection Law (PIPL), ermöglichen China, den internen Software-Markt zu formen. Dies trifft insbesondere auf die Bereitstellung von Cloud Services zu. Wie der Bezug von derartigen Dienstleistungen im Microsoft-Umfeld in China aussieht, erläutern wir in diesem Blog Post.

Ein kurzer Überblick über die Rechtslage

Die Basis der Cloud Regulierung in der Volksrepublik China ist der sog. „2015 Telecoms Catalogue“, welcher zwar „Cloud Computing“ und „Cloud Service“ nicht explizit definiert, jedoch von „Internet Resource Coordination Services“ (ICRS) spricht, welche nach Aussagen des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie die „Cloud Services“ (IaaS, PaaS und SaaS) umfasst.

Die als Cloud Service geltenden Internet Resource Coordination Services fallen in die Kategorie der „Internet Data Centre Services“. Für den Betrieb eines Internet Data Centres wird in der Volksrepublik China eine „Value-Added Telecoms Services“ (VATS) Lizenz benötigt. Diese Lizenz können lediglich chinesische Unternehmen erhalten, weshalb der Bezug von Microsoft Cloud Services in der Volksrepublik China nur über den lokalen Provider 21Vianet möglich ist.

Die Rolle von 21Vianet und die Aufgabenteilung mit Microsoft

Das Unternehmen ist Chinas größter Dienstleister für Internet Data Centres und bietet Hosting, Managed Network Services und Cloud Computing-Infrastruktur an. 21Vianet lizensiert Microsoft-Technologien und betreibt lokale Office365 Rechenzentren in China. Das bedeutet, dass die Daten in O365 gemäß den rechtlichen Anforderungen innerhalb von China gespeichert werden. 21Vianet bietet die Online Services auf Basis von Subscriptions an, leistet den 1st und 2nd Level Support und rechnet die Dienstleistungen mit dem Kunden direkt oder über den Licensing Solution Provider (indirekter Vertriebskanal) ab. Microsoft übernimmt im direkten Kanal führend den Vertriebsprozess und die Vertragsverhandlung. Der Vertrag selbst kommt dann jedoch zwischen Kunde und 21Vianet zustande. Ebenfalls wird der 3rd Level Support direkt von Microsoft in China angeboten.

Verfügbarkeit der Microsoft Online Services in China

Die angebotenen Online Services orientieren sich an den global verfügbaren Services, werden teilweise aber (noch) nicht oder nur mit Einschränkungen angeboten. Eine aktuelle Übersicht der verfügbaren Dienste kann auf folgender Microsoft Website eingesehen werden. Insbesondere höherwertige Security und Compliance Features, aber auch MS Teams und Audio Conferencing werden aktuell noch nicht angeboten. Gleiches gilt für das Microsoft365 Bundle, sodass Lizenzen für das Windows Betriebssystem weiterhin separat bezogen werden müssen. Ein genauer Abgleich der benötigten mit den verfügbaren und angebotenen Diensten ist dabei unerlässlich.

Bezug von Microsoft Online Services in China

Um Online Services nutzen zu können, muss ein Online Service Premium Agreement (OSPA) mit 21Vianet oder über einen Licensing Solution Provider abgeschlossen werden. Die Vertragsstruktur ähnelnd sehr den bekannten Microsoftverträgen und umfasst u.a. die Online Service Terms, Data Protection Addendum, Service Level Agreement und Unterschriftenblätter.

Vor Unterzeichnung sollten die Vertragsdokumente, insbesondere im Hinblick auf Nutzungsbedingungen und deren Aktualisierung, Haftungsklausel, Service Levels sowie Regelungen zum Datenschutz sorgfältig geprüft werden. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Verhandlungen mit Microsoft und 21Vianet grundsätzlich sehr zäh verlaufen, sich aber mit entsprechender Ausdauer und Nachdruck die einen oder anderen Zugeständnisse erreichen lassen.

Sie stehen auch vor der Aufgabe, einen lokalen Vertrag mit 21Vianet in China verhandeln zu müssen? Dann sprechen Sie uns gerne an!

Verfasser: Tobias Philipsen & Felix Baran