VMware-Übernahme durch Broadcom – Entwicklungen, Auswirkungen und Ausblick

01/07/2025

VMware-Übernahme durch Broadcom – Entwicklungen, Auswirkungen und Ausblick

Die Übernahme von VMware durch Broadcom Ende 2023 hat die IT-Welt nachhaltig verändert – mit weitreichenden Folgen für Kunden, Partner und das gesamte VMware-Ökosystem. Seitdem sorgen kontinuierliche Anpassungen bei Lizenzen, Produkten und Partnerstrukturen für große Verunsicherung.

Strategiewechsel bei Lizenzen und Verträgen: Subscriptions statt Dauerlizenzen

Bereits kurz nach der Übernahme stellte Broadcom tiefgreifende Änderungen im Lizenzmodell vor. Der Verkauf von Dauerlizenzen („Perpetual Licenses“) wurde Ende 2023 eingestellt – ein Wechsel auf Subscriptions ist seither verpflichtend. Viele Unternehmen wurden dadurch gezwungen, ihre Vertragsstrukturen und Lizenzstrategie mit der nächsten Vertragsverlängerung kurzfristig umzustellen.

Ein weiterer Umbruch folgte im Frühjahr 2024: Der Verkauf der Endkundensparte an den Investor KKR und die Gründung des neuen Unternehmens Omnissa sorgten für zusätzliche Unsicherheit – insbesondere bezüglich Lizenzübertragungen und Supportverträgen.

Mit der Veröffentlichung von VMware Cloud Foundation (VCF) 9.0 im Juni 2025 wurden die nächsten einschneidenden Änderungen eingeführt: ein neues Lizenzmodell, neue Add-on-Optionen, konsolidierte Lizenzdateien und verpflichtende Compliance-Reports alle 180 Tage bringen Kunden in Zugzwang. Unternehmen, die nicht schnell reagieren, riskieren spürbare Mehrkosten bei Verstoß gegen die neue Regelungen nach den relevanten Stichtagen.

Kritik an Geschäftspraktiken und steigenden Kosten

Die Art und Weise, wie Broadcom diese Veränderungen einführt, wird zudem vielfach kritisiert. Es kam zu vielen rechtlichen Auseinandersetzungen rund um Supportverträge, Vertragsstrafen bei verspäteter Umstellung und Preiserhöhungen. Vor allem kleine und mittelständische Kunden fühlen sich im Stich gelassen, während Broadcom verstärkt auf Großkunden und langfristige Bindung setzt.

VMware-Portfolio im Wandel

Auch das Produktportfolio wurde massiv umstrukturiert. Ab Dezember 2023 wurden viele VMware-Einzelprodukte gebündelt – in die primären Produkte VMware Cloud Foundation (VCF) oder vSphere Foundation. Gleichzeitig wurden klassische Einzelprodukte wie der kostenlose vSphere Hypervisor eingestellt. Das Bundling führte bei einigen Kunden zu signifikant höheren Kosten, da sie nicht mehr nur die Produkte lizenzieren konnten, was sie tatsächlich benötigten. Hinzu kamen die vertraglichen Implikationen durch die Abspaltung von Omnissa an KKR.

Auf Druck der Kunden folgten allerdings im Laufe der Zeit teilweise Nachbesserungen: Im November 2024 wurde nicht nur bekannt gegeben, dass Workstation und Fusion auch für Enterprise-Kunden kostenfrei genutzt werden kann, sondern auch vSphere Enterprise Plus als neue Option im Portofolio ergänzt. Damit kam Broadcom den Kunden ein wenig entgegen und bietet den Kunden somit etwas mehr Auswahlmöglichkeiten. Seit Juni 2025 ist nun mit dem Update 8.0 3e  auch ESXi Hypervisor wieder kostenfrei verfügbar.

Darüber hinaus ist seit diesem Monat nun auch das lang angekündigte VCF 9.0 mit neuen KI-Integrationen verfügbar. Broadcom kündigte bereits in 2024 an VCF als Alternative zur Public Cloud etablieren zu wollen und verfolgt damit die Strategie einer Private Cloud mit Private KI. Daher bleibt es spannend, welche weiteren Portfolio-Entwicklungen künftig noch zu erwarten sind.

Partnerlandschaft im Umbruch

Nicht nur Kunden, auch Partner wurden stark von der Umstrukturierung getroffen. Seit Mai 2024 ist ein neues Partnerprogramm aktiv – mit neuen Partnerstufen, Zertifizierungen und Anforderungen.

Pinnacle Partner profitieren von erweiterten Vertriebsrechten, während kleinere Partner mit verschärften Bedingungen kämpfen. Einige wenden sich komplett ab oder bieten nur noch eingeschränkten Support an.

Ein weiteres Zeichen für die Konsolidierung: Im Juni 2025 wurde bekannt, dass die unterste Partnerstufe ("Registered Partners") in Nord- und Südamerika sowie Asien-Pazifik abgeschafft wird. Gleichzeitig positionieren sich Anbieter wie AT&T, Beeks Group, Anexia oder Ingram Micro aktiv mit Alternativen zu VMware – inklusive Migrationsservices in andere Cloud-Umgebungen.

Wechsel zu Alternativen? Mit Bedacht!

Unternehmen, die einen Umstieg von VMware in Betracht ziehen, sollten strategisch und mit Weitblick handeln. Der Wechsel ist mit hohen Kosten, Risiken und organisatorischem Aufwand verbunden. Vendor Lock-in bleibt dabei ein zentrales Thema – sowohl bei VMware als auch bei möglichen Alternativen.

Die Vor- und Nachteile eines Wechsels können sich für das jeweilige Unternehmen abhängig von der Strategie allerdings unterscheiden. Da bislang nicht viele Erfahrungswerte zu einem solchen Wechsel vorliegen, ist noch ungeklärt, ob sich ein Wechsel generell lohnt.

Gartner hat in 2025 dazu mehrere Studien und Webinare veröffentlicht. Kernaussage: Eine Migration muss langfristig und gründlich vorbereitet und im Einklang mit Vertragslaufzeiten sorgfältig geplant werden. Ein Notfallplan sei laut Gartner mittlerweile Pflicht – auch für Unternehmen, die vorerst bei VMware bleiben.

Bleiben Sie daher nicht untätig, sondern evaluieren Sie frühzeitig die möglichen Handlungsoptionen für Unternehmen, damit Sie nicht ohne Alternativplan von weiteren Veränderungen und Kostensteigerungen überrascht werden. Gerne stehen wir Ihnen dabei für weitere Fragen zu diesem Thema zur Verfügung.