Streit im Job? Das Transaktionsmodell nach Berne könnte helfen…
Grundsätzlich unterscheidet das Kommunikationsmodell drei „Ich“-Zustände:
- Das „Eltern“-IchKritisch: anweisende, eingreifende und korrigierende GrundhaltungFürsorglich: schutzbietende und sorgevolle Kommunikation
- Das „Erwachsenen“-IchSachlich: neutral, faktenbasiert
- Das „Kind“-IchFrei: Neugierig-fragend, kreativEmotional: schmollend, rechtfertigend, beleidigt
Während einem Austausch befindet sich jeder Gesprächspartner in einem der drei „Ich“-Zustände.
Ein Beispiel aus dem Projektalltag:
Vorgesetzte:r: „Warum ist hier noch nichts passiert?“
Beschäftigte:r: „Entschuldigung?? Ich sitze Tag und Nacht an dem Thema – was soll diese Frage?“
Das ist ein „klassisches“ Beispiel für komplementäre „Ich“-Zustände in der Kommunikation. Während sich die vorgesetzte Person im „kritischen Eltern-Ich“ befindet, ist die beschäftigte Person in einem „emotionalen Kind-Ich“-Zustand. Allein die Reflektion dieses Gesprächszustand ist der erste Erkenntnisgewinn. Der Zweite ist die Reaktion und Annahme eines anderen „Ich-Zustands“.
Damit könnte ein deeskalativer Gesprächsumgang so aussehen:
Vorgesetzte:r: „Warum ist noch nichts passiert?“
Beschäftigte:r nun im „sachlichen Erwachsenen-Ich“: „Was meinen Sie genau?“ oder „Welche Informationen brauchen Sie?“
Alternativ dazu kann ein „neugieriges Kind“-Ich reagieren: „Hier ist schon viel passiert. Darf ich es Ihnen vorstellen?“
Komplementäre, d.h. gegensätzliche „Ich-Zustände“, führen dazu, dass Konflikte entstehen – Versteht man jedoch die Zustände und Tendenzen, die unser Gegenüber einnimmt, können wir unseren eigenen „Ich-Zustand“ anpassen. Dadurch können Konflikte vermieden und ein zielführendes Ergebnis der Kommunikation erreicht werden.
Parallel dazu kennt jeder die „harmonischen“ Kommunikationssituationen:
Beschäftigte:r: „Ich hab eine Idee, welche Projekte wir in Zukunft angehen könnten und hab mir ein paar Gedanken gemacht, in welche Felder wir uns entwickeln könnten!“
Vorgesetzte:r: „Okay – zeig doch mal. Bin gespannt auf deine Ideen!“
Diese Kommunikationssituation verläuft harmonisch und Beide befinden sich im „freien Kind – Ich“-Zustand. In dieser Situation erfährt der/die Beschäftigte Neugier in Bezug auf die gemachten Gedanken; das Gespräch verläuft initial positiv. Mit dieser Art der Gesprächsführung wird Wertschätzung ausgedrückt und gegenseitiges Vertrauen ausgesprochen.
Während eines Gesprächs wechseln wir ständig die Zustände, betreten und verlassen sie situativ und themenabhängig. Manchmal müssen wir allerdings feststellen, dass unser Gegenüber in einer Position – im schlechtesten Fall – in einer komplementären verharrt.
Das Ziel dieser Kommunikationstheorie ist unser Gegenüber und seinen kommunizierten „Ich-Zustand“ besser zu verstehen. Daraus können wir Maßnahmen ableiten, um zu einer kooperativen Kommunikationssituation zurückzukehren, da wir verstehen, was unser Gegenüber uns eigentlich sagt.
In unserem Beratungsalltag erleben wir häufig Kolleg:innen, die unter Druck bzw. Verantwortung stehen und Ergebnisse liefern müssen. Wir versuchen mit diesen Softskills unsere Gesprächspartner, ihre Zustände und Bedürfnisse besser verstehen zu können.
Streit hilft keinem – speziell dann nicht, wenn man zusammenarbeiten muss.
Verfasser: Christian Grabner