Open Source im Lizenzmanagement: Chancen und Herausforderungen

05/03/2025

Open Source im Lizenzmanagement: Chancen und Herausforderungen

Der Begriff Open Source ist längst nicht mehr nur ein Nischenthema für Entwickler. Spätestens mit der zunehmenden Digitalisierung und dem Einsatz revolutionärer Technologien rückt Open-Source Software (OSS) immer stärker in den Fokus – auch in den Nachrichten und Wirtschaftsdiskussionen. Doch was genau verbirgt sich hinter Open-Source Software, und welche Auswirkungen hat sie auf Unternehmen, insbesondere im Bereich Lizenzmanagement?

Was ist Free & Open-Source Software (FOSS)?

Um Open Source richtig zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf den Begriff Free & Open-Source Software (FOSS). Ein häufiger Irrtum ist, dass "free" in diesem Kontext "kostenfrei" bedeutet. Tatsächlich geht es um "Freiheit" – die Freiheit, Software zu nutzen, zu verstehen, zu verändern und weiterzugeben. Die Free Software Foundation (FSF) formuliert es treffend: "Free as in free speech, not free beer."

Ein wesentliches Merkmal von FOSS ist der offene Quellcode, der für jeden einsehbar und anpassbar ist. Das unterscheidet Open Source grundlegend von proprietärer Software, deren Quellcode geschlossen bleibt und die Nutzung durch Lizenzbedingungen stark reglementiert wird.

Die Rolle der Free Software Foundation (FSF)

Die FSF wurde 1985 von Richard Stallman gegründet, nachdem er festgestellt hatte, dass er die Software eines neuen Laserdruckers nicht anpassen konnte, weil sie proprietär war. Seitdem setzt sich die FSF weltweit für die Freiheit von Software-Nutzern ein, fördert die Entwicklung freier Software und schützt deren rechtliche Grundlagen.

FOSS unterliegt bestimmten Lizenzbedingungen, die das Recht auf Nutzung, Vervielfältigung, Weitergabe und Veränderung gewährleisten. Diese Bedingungen unterscheiden sich hinsichtlich Urheberrechtshinweisen, Bereitstellung des Quellcodes, Copyleft-Klauseln und anderer Aspekte, die für Unternehmen entscheidend sind.

Proprietäre vs. Open-Source Software

Der größte Unterschied zwischen proprietärer Software und Open-Source Software liegt in der Flexibilität. Während proprietäre Software nur in der vorgegebenen Form genutzt werden darf, erlaubt Open Source zwei Möglichkeiten: die direkte Nutzung der Software, oder die Anpassung des Quellcodes, zur Erstellung einer eigenen Version.

Doch mit dieser Freiheit kommen auch Pflichten: Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie OSS regelkonform nutzen und alle rechtlichen Anforderungen einhalten.

Open Source Compliance als Unternehmensaufgabe

Für Unternehmen bedeutet der Einsatz von Open-Source Software vor allem eins: Die Notwendigkeit einer strukturierten Compliance-Strategie. Die wichtigsten Aufgaben hierbei sind:

  • Einhaltung des Urheberrechts
  • Schaffung von Rechtssicherheit
  • Minimierung unternehmerischer Risiken

In vielen kleineren Unternehmen gibt es oft keine speziellen Verantwortlichen für das Lizenzmanagement von Open-Source Software. Während die IT-Abteilung sich meist um proprietäre Software kümmert, liegt die Verantwortung für Open Source oft bei den Entwicklungsabteilungen. Dies kann jedoch zu Problemen führen, da nicht immer sichergestellt ist, dass Open-Source Software korrekt und lizenzkonform eingesetzt wird.

In größeren Unternehmen hingegen werden zunehmend spezialisierte Open-Source Lizenzmanager etabliert, um die Einhaltung der Lizenzbestimmungen zu gewährleisten und Risiken zu minimieren. Für bereits etablierte Lizenzmanager bietet es sich an, ihr Aufgabenfeld, um Open-Source Lizenzmanagement zu erweitern, da sie bereits über viel Know-how im Bereich Softwarelizenzen verfügen und so wertvolle Unterstützung in diesem Bereich leisten können.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Thema Open Source anfangs überwältigend erscheinen kann. Der Einstieg ins Thema wird durch mehrtätige Seminare ermöglicht, danach können Lizenzmanager ihre Erfahrung weiter vertiefen. So war es auch in meinem Fall. Heute bin ich in der Lage, viele Fragen selbst zu beantworten, intern zu klären oder im Zweifelsfall die Rechtsabteilung unserer Kunden hinzuzuziehen.

Digitale Souveränität & Cyber Resilience

Eine Antriebsfeder für Open Source ist die digitale Souveränität Deutschlands und Europas. In einer von US-Techgiganten dominierten Welt, ist die Abhängigkeit von proprietären Lösungen ein Risiko. Was, wenn außeramerikanischen Unternehmen der Zugang zu wichtigen Servern verwehrt wird? Open Source bietet hier eine Lösung, da es mehr Kontrolle über kritische Infrastrukturen und Technologien ermöglicht.

Zudem tritt 2027 der Cyber Resilience Act in Kraft, der neue Standards für Softwareentwickler bringt. Besonders wichtig wird der souveräne Umgang mit SBOM (Software Bill of Materials), einer Dokumentation der in Software enthaltenen Komponenten. Viele Unternehmen haben hier noch Nachholbedarf – ein klares Signal, sich rechtzeitig auf kommende Anforderungen vorzubereiten.

Neue Aufgaben für das Lizenzmanagement

Als Lizenzmanager sind wir mit den Herausforderungen der Softwarelizenzierung bestens vertraut. Wir können unsere Organisationen nicht nur auf Risiken hinweisen, sondern auch Lösungen vorschlagen und Prozesse für den richtigen Umgang mit Software etablieren. Warum nicht auch für Open-Source Software. Hier bietet die ISO/IEC 5230 ein wertvolles Framework. Dieser internationale Standard definiert die wichtigsten Anforderungen an ein hochwertiges Open-Source-Lizenz-Compliance-Programm.

Die Softwarelandschaft befindet sich im Wandel – und Lizenzmanager stehen mittendrin. Ob das Thema Open Source aktiv in die Hand genommen wird, liegt also kann also durchaus vom Lizenzmanagement beeinfluss werden. Es ist essenziell, sich mit den neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen.

Falls Sie Fragen oder Herausforderungen rund um Software und Lizenzierung (natürlich auch im Bereich Open Source) haben, kommen Sie gerne auf uns zu!

Verfasser: Volker Albrich