Lizenzmanagement im Bereich von Embedded Software – Haben die Lizenzmanager etwas übersehen?

09/02/2022

Lizenzmanagement im Bereich von Embedded Software – Haben die Lizenzmanager etwas übersehen?

Die Implementierung eines Lizenz- und Software Asset Managements (SAM) für die spezielle Software im Entwicklungszyklus von Embedded Software/Systemen sichert den effizienten Einsatz von Unternehmenswerten. Wer nach auszuschöpfenden Potentialen sucht, kann hier punkten.  

SAM Abseits des Mainstream – Was kann SAM noch?

Für gewöhnlich hat ein Software-Lizenzmanager nach einiger Zeit den Dreh heraus. Er weiß mit den sich ständig ändernden Lizenzmodellen und Metriken umzugehen und kann für seinen Arbeitgeber, oder falls er das Glück hat ein externer Berater zu sein, seinen Kunden, dabei unterstützen, die Lizenzkosten zu reduzieren, Compliance sicherzustellen, … naja das übliche Pflichtprogramm eben. Mit Pflichtprogramm meine ich vor allem das meist sehr eng abgesteckte Herstellerportfolio, auf das sich die SAM Community fokussiert hat.  Microsoft, SAP, Oracle – wie es hier weitergeht, wissen Sie alle.

Lizenzmanagement – From Scratch

Vielleicht hatte ich großes Glück, für ein Unternehmen zu arbeiten, dass ein unternehmensweites und herstellerübergreifendes Lizenzmanagement implementieren wollte. Die Aufgabe wurde mir anvertraut und ohne Vorkenntnisse kümmerte ich mich ab sofort um ALLES was mit Lizenzen zu tun hatte.

Autos brauchen Strom, keine Microsoft Exchange CALs

Der Branche geschuldet, waren die Anforderer für neue Software/Lizenzen (also meine internen Kunden) hauptsächlich Software-, und Hardwareentwickler, Vollblutinformatiker und Mathematiker. Für sie stellte ich ab sofort alle Lizenzen bereit. Natürlich compliant und kosteneffizient.

Das Buchen von Arbeitszeiten in SAP oder sonstige administrative und damit lästige Tätigkeiten, waren für meine internen Kunden meist nur Zeitverschwendung. Das sollte die Fahrzeuge nicht auf das nächste Automatisierungs-Level bringen. Manche Entwickler verwendeten Outlook „quasi nie“. Produkte die wiederum mit größtem Enthusiasmus eingesetzt wurden, waren die der Hersteller Altium, Etas, dSpace, Greenhills, iSystem, Mathworks, Vector, …

Qualität und Quantität

Die jährlichen Ausgaben für diese exotischen Softwarehersteller stellten die jährlichen Aufwendungen für Microsoft, SAP und alle anderen üblichen SAM Scope-Hersteller in den Schatten. Volumenlizenzen meist Fehlanzeige – die Herausforderung war ein zeitraubendes Einzelplatz-Lizenzmanagement. Das breite Einsatzgebiet, individuelle Metriken und auch die Lizenzierungstechnologien waren große Hürden, die es zu nehmen galt. Heute weiß ich was ein MISRA-Checker ist und ich weiß auch, an welchem Ort die zahlreichen Lizenzdongle eingesetzt werden (Stichwort „Schubladen-IT“). Der Weg zu Lizenztransparenz war mühselig und arbeitsintensiv. Besonders das Erheben des Lizenzinventars, ein meist unbeliebter Knochenjob – Es lohnte sich immer!   

Entwicklungssoftware – immer noch außerhalb des Scope von SAM

Für Lizenzmanager gibt es wenige Fachkonferenzen oder ähnliche Formate. Immer wieder die gleichen bekannten Gesichter. Gleichgesinnte, die sich auf das Lizenzmanagement von Entwicklungssoftware im Bereich von Embedded Software und Embedded Systems spezialisiert haben – Fehlanzeige. Dabei sind tendenziell alle technologiegetriebenen und entwicklungsorientierten Branchen betroffen. Die Automotive Branche, Luft-, und Raumfahrt, sämtliche Unternehmen, die Smarte Geräte herstellen, Banken und Versicherungen und natürlich auch der Medizinsektor können ohne den Einsatz dieser Spezialprodukte wohl kaum markt- und konkurrenzfähig bleiben. Die Einsatzmöglichkeiten steigen und es ist kaum verwunderlich, dass die Umsätze dieser sehr spezialisierten Softwarehersteller ebenfalls wachsen. Zeitgleich erhöhen sich die Aufwände der Unternehmen, die auf den Einsatz dieser Spezialsoftware angewiesen sind. Die Anpassung der Prozesse, Zentralisierung, Softwarepooling und viele Best-Practices können Unternehmen helfen, auch für dieses spezielle Produktportfolio die Kosten zu senken und ihre Software effizienter einzusetzen.

SAM 2.0

Der Beruf des Lizenz-, und Software Asset Managers erreichte Bedeutung, als die Infrastrukturen der Unternehmen immer komplexer wurden. SAM hat sich auf IT-Infrastruktur-, und Administrationssoftware fokussiert. Da sich die Wertschöpfung der Unternehmen vor allem durch das Internet der Dinge und der Künstlichen Intelligenz stark verändert und erweitert hat, sollte das nun auch SAM tun. Die Zeit ist reif für SAM 2.0.

Verfasser: Volker Albrich