Cloud-Marketplaces

02/08/2023

Cloud-Marketplaces – Die Shoppingplattform für Cloud Services im Unternehmenskontext

„Finden, testen, kaufen und implementieren Sie schnell Lösung von Tausenden von Partnern…“, so wirbt Amazon Web Services für den AWS Marketplace. Klingt wie ein Amazon für Cloud-Services aller Art? Genau das ist es auch!

Tausende von Softwareangeboten aus unterschiedlichen Kategorien sind auf einem „Online-Marktplatz“ für jedes Unternehmen verfügbar und können ganz einfach per Click erworben werden. Mit Sicherheit ein Schlaraffenland für die IT, jedoch auch eine große Herausforderung.

Cloud Marketplace Definition

Ein Cloud Marketplace ist ein von einem Cloud-Anbieter betriebener „Online-Marktplatz“, auf dem Kunden Softwareanwendungen und Entwicklerdienste suchen und direkt abonnieren  können. Dabei bieten Cloud-Marketplaces nicht nur Services von Cloud-Anbietern selbst, sondern ermöglichen auch die unmittelbare Beschaffung von Software-Produkten und Services von Drittanbietern. Dieses Modell kommt dem bekannten Amazon-Shopping Erlebnis sehr nahe.

Herausforderungen für Unternehmen

Das Cloud-Marketplace Modell fordert Unternehmen auf verschiedensten Ebenen heraus. Hier folgt nur eine kleine Auswahl:

  • Portfolio Management
  • Vertragliche Grundlagen
  • Rechnungs- und Kostenmanagement

Portfolio Management: Cloud-Marketplaces enthalten unzählige Serviceangebote auf der Infrastruktur-, Plattform- und Software-Ebene. Es gibt verschiedenste Kategorien wie z.B. Sicherheit, Daten & Analyse und Speicherung. Zudem lassen sich die Angebote dann individuell konfigurieren und zusammenstellen. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass Unternehmen vor der Verwendung von Cloud Marketplaces das Cloud-Portfolio definieren, welches von Unternehmen erworben und verwendet werden darf. Es empfiehlt sich neben dem Führen einer Whitelist (=erlaubte Services) das Etablieren eines Portfolio Management Prozesses, in dem die Bewertung von Cloud-Services gemäß der Unternehmensanforderungen und -vorgaben erfolgt, um eine aktive Entscheidung für oder gegen die Serviceverwendung sicherzustellen.

Vertragliche Grundlagen: Hierbei sind mindestens die zwei typischen Fälle zu regeln: Der erste Fall ist ein Vertragsverhältnis zwischen dem Unternehmen direkt mit dem Cloud-Anbieter. Hier werden Verträge auf Basis bestehender und geplanter Bedarfe mit oder ohne Mindestabnahme (Commitments), Rabatte und Preisstaffeln verhandelt. Im zweiten Fall kommt ein Dritter zu dem Käufer und Verkäuferkonstrukt dazu. Cloud-Marketplace haben neben den Services des Cloud-Anbieters selbst auch Angebote von Dritten im Katalog. Der Kauf findet dann im Cloud-Marketplace statt; die vertragliche Grundlage muss dann jedoch zwischen allen Parteien geschaffen werden.

Schematische Darstellung der Vertragsbeziehung am Beispiel von AWS
Schematische Darstellung der Vertragsbeziehung am Beispiel von AWS

Rechnungs- und Kostenmanagement: „Jede Organisation in AWS Organizations verfügt über ein Verwaltungskonto, über das die Gebühren für alle Mitgliedskonten gezahlt werden.“ (Quelle: docs.aws.amazon.com) Der Rechnungsempfänger kann zentralisiert werden. Abteilungen oder Unternehmensgesellschaften können dem Rechnungsempfänger zugewiesen werden. Damit können sie in der Praxis auf dem Cloud-Marktplace einkaufen gehen, während die Rechnung dann dem eingetragenen Rechnungsempfänger übermittelt wird. Dies setzt jedoch voraus, das Unternehmen gemäß ihrer Organisationsstruktur und Prozesse die Bezahlstruktur aktiv für die Cloud-Marketplaces definieren und etablieren.

Die drei oben beschrieben Ebenen sind nur eine Auswahl dessen, was im Kontext von Cloud-Marketplaces in Unternehmen vor der Verwendung dieser definiert und geregelt werden müsste.

Sie nutzen heute schon Cloud-Marketplaces in Ihrer Organisation? Können Sie  dann die folgenden Fragen ohne Probleme beantworten?

  • Wer ist für die Cloud-Services verantwortlich?
  • Wie ist die vertragliche Grundlage für den Erwerb der Services?
  • Welche Services dürfen bezogen werden?
  • Wer darf die Services bestellen?
  • Wer trägt die Planungs- und Budgetverantwortung?
  • Wie werden die Cloud-Service im Sinne der Transparenz überprüft?
  • Wie wird sichergestellt, dass nicht mehr verwendete Cloud-Services wirklich abgekündigt werden?

Mal Klartext gesprochen: Cloud-Marketplaces benötigen eine Steuerungsebene mit eindeutigen Verantwortlichkeiten, Leitlinien sowie Prozesse, um die gezielte und gesteuerte Nutzung von Cloud-Marketplaces sicherzustellen und Herr/Frau des Cloud-Servicebooms im Unternehmen zu werden.

 Verfasserin: Stephanie Riesebeck